Der Nutzgarten und seine Bestellung


Lange bevor Ziersträucher und bunte Blumen die Gärten eroberten, hatten bereits die Obstbäume, die Kohlköpfe, Rüben und die Heil- und Würzkräuter darin ihren festen Platz.

Bild1

Man zog alle Nutzpflanzen, die nicht auf dem Feld angebaut wurden, in der Nähe des Hauses, um sie vor dem Appetit der Haustiere und des Wilds zu schützen. Diese ersten Gärten hatten nur einen einzigen Zweck: Sie sicherten den Menschen die Nahrung. Später wurden, beginnend mit der Rose und der Lilie, immer mehr Pflanzen ihrer Schönheit wegen in den Garten aufgenommen. Sie waren aber hauptsächlich schmückendes Beiwerk zu den angebauten Obst-, Gemüse- und Kräuterarten. Dieser »verzierte Nutzgarten« war jahrhundertelang die typische Gartenform für Bürger- und Bauerngärten.


Heute besteht für die meisten Menschen nicht mehr die dringende Notwendigkeit, selbst Obst und Gemüse zu ziehen. Trotzdem möchten viele wenigstens einen Teil ihres Nahrungsbedarfs aus dem eigenen Garten decken. Die Arbeit von der Aussaat bis zur Ernte stellt einen wichtigen Ausgleich zum Alltagsleben dar und ist eine schöne und sinnvolle Aufgabe für junge und alte Menschen.


Der Nutzgarten macht uns vom Angebot der Supermärkte und Läden ein wenig unabhängiger und ermöglicht uns, gesünder und ernährungsbewußter zu leben.


Planung, Anlage und Entwicklung des Nutzgartens

Die Neuanlage eines Nutzgartens mit Obst, Gemüse und Kräutern, aber auch seine alljährliche Bewirtschaftung erfordert eine sorgfältige Planung. Es hat wenig Sinn, einfach drauflos-zuwirtschaften. Die Vielzahl und die Art der angebauten Pflanzen wird hauptsächlich vom eigenen Bedarf bestimmt.


Manch einer möchte vielleicht nur einige Salatköpfe und Küchenkräuter ziehen, ein anderer dagegen würde am liebsten vom Apfel bis zum Spargel alles selbst anbauen. Es ist nicht ganz leicht, den eigenen Bedarf selbst einzuschätzen. Man sollte auch bedenken, daß der Anbau von Obst und Gemüse Arbeit und Zeit erfordert. Erst mit der eigenen Erfahrung wächst die Freude am Nutzgarten und der Erfolg beim Anbau und bei der Ernte.


Darum ein Rat an alle, die vor der Neuanlage ihres Nutzgartens stehen:
Man sollte klein anfangen und zu Beginn von allen erwünschten Arten nur diejenigen anbauen, die nicht allzugroße Ansprüche an die Pflege und die Fachkenntnis stellen. Neben dem persönlichen Bedarf spielen freilich auch noch einige andere Dinge eine Rolle, die man beachten sollte. So sind die Größe des Grundstücks und die jeweiligen Standortbedingungen wichtig.


Bild1

Um die geeignete Artenauswahl treffen zu können, sollte man den Platzbedarf und die Ansprüche an Boden und Klima sowie andere Eigenschaften der gewünschten Pflanzenart kennen. Auch wenn diese von Art zu Art verschieden sind, lassen sich doch einige allgemeine Ratschläge zum Standort und zur Pflege der Nutzpflanzen geben.


Standorttipp:

• Alle Nutzpflanzen brauchen Licht und Wärme. Man sollte den sonnigsten Platz im Garten auswählen. Daher ist es auch zweckmäßig, den Obstgarten vom Gemüse- bzw. Kräutergarten zu trennen. Die Obstbäume werfen im Alter zu viel Schatten. Eine separate Obstwiese ist immer die beste Lösung. Ein Obstspalier als Windschutz am Rande des Gemüsegartens kann dagegen sehr sinnvoll sein.


• Am besten gedeihen Gemüse und Kräuter auf in alter Kultur stehenden Gartenböden. Solche Böden sind tiefgründig gelockert, nährstoffreich, reich an Lehm und haben einen guten Wasserhaushalt. Staunässe, sehr trockene oder sehr flachgründige Böden sind ungeeignet und erfordern intensive Bodenverbesserungsmaßnahmen. Bei richtiger Bewirtschaftung des Nutzgartens auf normalen Gartenböden kann man davon ausgehen, daß der Boden von Jahr zu Jahr immer etwas besser wird.


Pflegetipp:

• Der pflegeintensivste Bereich des Nutzgartens ist der Gemüsegarten. Die Arbeiten beginnen bereits im Februar/März mit Aussaaten unter Glas (Frühbeet oder Schalen im Haus). Die Zeit vom Frühjahr bis zum Sommer wird in der Regel von Bodenvorbereitung, Aussaat, Versetzen der Jungpflanzen und Unkrautbekämpfung bestimmt.


Die Zeit für Folgesaaten und Aussaat von Wintergemüse reicht bis August/September. Geerntet wird unter Umständen bereits im Mai (frühe Gemüsesorten oder Wintergemüse, die im vergangenen Herbst gesät wurden). Die »Saison« geht kurz vor den ersten stärkeren Frösten mit der Ernte und Lagerung der späten Sorten, Winterschutzvorkehrungen für Wintergemüse und der Bodenbearbeitung und -Verbesserung fürs nächste Jahr zu Ende.


Die Aussaat-, Pflanz- und Erntearbeit wird begleitet durch ständige, unter Umständen tägliche kleinere Pflegearbeiten, wie Bewässerung an warmen Tagen, Unkrautbekämpfung, Bodenlockerung, Düngung und ähnlichem.


• Die Hauptarbeit im Obstgarten steht im Winter an, je nach Witterung erfolgt meist im Februar der Obstbaumschnitt. Bis zur Ernte, die bei den frühen Obstarten bereits Ende Mai beginnen kann (Kirschen), und bis Oktober/November andauert (Winteräpfel) sind nur kleinere Arbeiten (Düngung, Bewässerung, Schädlingskontrolle und -bekämpfung, Sommerschnitt bei Formobst) notwendig.

 Seitenanfang