Our Solar System Lithograph - Eine Kopie von Solar System Exploration

Der Planet Venus


Die Venus, der der Sonne zweitnächste Planet, ist fast ebenso groß wie die Erde; ihre Masse beträgt 80 Prozent der Erdmasse [l], Ganz anders als der Merkur hat sie eine tiefe, sehr dichte und wolkenreiche Atmosphäre, die uns daran hindert, jemals von außen die Oberfläche des Planeten zu sehen.
Die mittlere Entfernung der Venus von der Sonne beträgt 108200000 km und ist fast konstant, da ihre Bahnellipse einem Kreis ähnlicher ist als die irgendeines anderen Planeten. Ein Umlauf dauert 224,7 Tage. Ehe es Raumsonden und starke Radargeräte gab, war die Rotationszeit unbekannt, da die Venus im Fernrohr keine Merkmale zeigt, die für Messungen der Achsendrehung brauchbar wären wie bei Mars oder Merkur. Alles, was man von der Erde aus erkennen kann, ist ihre obere Wolkenschicht. Was an Schattierungen und hellen Stellen auf der Scheibe auftaucht, ist stets undeutlich und unbeständig.


Venusbeobachtungen von der Erde aus

Für das bloße Auge ist die Venus ein glänzendes Objekt - viel heller als irgendein Himmelskörper außer Sonne und Mond. Darum wurde dieser Planet nach der Göttin der Schönheit benannt, gelegentlich bezeichnete man ihn auch als »Planet des Geheimnisses«. Im Fernrohr wirkt er aber enttäuschend.
In den dreißiger Jahren konnte man nachweisen, daß die Atmosphäre der Venus hauptsächlich aus Kohlendioxid besteht, welches wie eine Decke die Wärme der Sonne zurückhält. Es gab zwei Theorien: Nach der einen sollte die Oberfläche des Planeten hauptsächlich von Wasser bedeckt sein, in dem sich einfache Lebensformen entwickelt haben mochten, wie es vor Milliarden Jahren auf der Erde der Fall gewesen ist. Nach der anderen Theorie galt die Venus als eine heiße, unfruchtbare Staubwüste.

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Ergebnisse der ersten Raumsonden

1962 flog die amerikanische Sonde Mariner 2 an der Venus vorbei und lieferte die Bestätigung dafür, daß ihre Oberfläche ungemein heiß ist. Es stellte sich auch heraus, daß die Achsendrehung mit etwa 243 Erdentagen sehr langsam ist, langsamer als die Umlaufperiode von 224,7 Tagen. Daher dauert auf der Venus ein »Tag« länger als ein »Jahr«, was einen sehr merkwürdigen Kalender zur Folge hat.
Es ist heute sicher, daß die Venus in umgekehrter Richtung rotiert als die Erde und die meisten anderen Planeten, also von Ost nach West anstatt von West nach Ost. Für einen Beobachter auf der Venus würde die Sonne daher im Westen auf- und im Osten untergehen. Allerdings wäre wegen der dicken Wolkenschicht vom Himmel nichts zu sehen.
Nach Mariner 2 gelangen der Sowjetunion weiche Landungen automatischer Sonden auf der Venus mit Hilfe von Fallschirmen. Es wurden Temperaturen um 530° C verzeichnet und ein Luftdruck, der den der Erdatmosphäre auf Meereshöhe etwa hundertfach übersteigt.
Die amerikanische Sonde Mariner 10 passierte im Februar 1974 die Venus und übermittelte die ersten photographischen Bilder von der Oberseite der Wolkenschicht. Die Sonde passierte die Venus nur einmal, da ihr Hauptziel der Merkur war. Aber die Bilder waren ausgezeichnet und zeigten die Bänderstruktur der Wolken [9]. Sie bestätigten auch, daß die Wolkenoberteile eine Rotationsperiode von nur vier Tagen haben. Der Aufbau der Atmosphäre muß also ganz anders sein als bei der Erde [5].
Inzwischen hatten amerikanische Radaruntersuchungen große, flache Krater auf der Oberfläche nachgewiesen [11]. Ihre Entstehung war unbekannt, doch mußte in einer so dichten Atmosphäre eine starke Erosion herrschen, so daß die Krater nach »geologischen« Begriffen kaum sehr alt sein konnten. Man kann an vulkanische Entstehung denken und auch für die Gegenwart Vulkanismus auf der Venus nicht ausschließen. Außerdem enthalten die Wolken viel Schwefelsäure, vielleicht sogar Fluorschwefelsäure. Das dürfte zu zersetzendem Regen in dieser lebensfeindlichen Welt führen.

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Die übertragung von Bildern

Der nächste bedeutende Schritt erfolgte im Oktober 1975, als die beiden sowjetischen Sonden Venera 9 und 10 auf der Venusoberfläche gezielt landeten und Bilder übertrugen. Diese wurden von den auf Umlaufbahn verbliebenen Teilen der Sonden, die in etwa l 500 km Höhe flogen, zur Erde weitergeleitet: ein Triumph, wenn die Geräte auch nach einer Stunde durch den extremen Druck und die enorme Hitze außer Betrieb gesetzt wurden.
überraschenderweise zeigte sich die Venusoberfläche mit glatten Steinen übersät, von denen manche ein Meter groß waren [12]. Es war recht hell - nach sowjetischen Angaben etwa so wie an einem bewölkten Sommertag mittags in Moskau -, und die Sonden brauchten ihre Scheinwerfer nicht einzuschalten. Wider Erwarten hatte die Atmosphäre keine übermäßige Brechkraft; alle Einzelheiten der Landschaft waren klar zu erkennen. Als Temperatur wurden 485° C gemessen, der Druck war 90mal höher als auf der Erde. Die Wolkenschicht reichte nur bis gut 30 km über der Venus hinab; zwischen ihr und der Oberfläche des Planeten befand sich eine Art von überheißem, ätzendem Smog.
Die Venus ist also ganz und gar nicht die freundliche Welt, für die man sie einst gehalten hat. Kohlendioxid-Atmosphäre, Schwefelsäurewolken und extreme Hitze machen sie für den Aufenthalt von Menschen ungeeignet. Dabei wurde sie noch vor 20 Jahren für ein lohnenderes Ziel der Weltraumfahrt angesehen als der Mars. Immerhin gibt es Pläne, ihre Atmosphäre durch biologische Impfung allmählich lebensfreundlicher zu gestalten.


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