Der Planet Erde
In der Gruppe der inneren Planeten ist die Erde das größte und auch das an Masse bedeutendste Mitglied. Gegenüber der Venus sind die Unterschiede nur gering (das Massenverhältnis beträgt 1:0,82), aber der Mars ist bedeutend kleiner, und der Merkur eher dem Mond vergleichbar als der Erde.
Die Ökosphäre
Den Bereich, in dem die Sonnenstrahlung erträgliche Bedingungen für Leben nach Art des irdischen schafft, bezeichnet man als
»Ökosphäre« (griech. oikos = Haus). Er reicht von etwas innerhalb der Venusbahn gerade bis zum Mars. Noch I960 nahm man allgemein
an, daß Leben in dieser ganzen Region existieren könne. Für den Mars war man wegen seiner beträchtlich kleineren Masse und
entsprechend sehr dünnen Atmosphäre zwar skeptisch, aber die Venus galt geradezu als Zwilling der Erde. Sie ist der Erde an
Größe, Dichte und Masse ziemlich gleich und absorbiert wegen des hohen Rückstrahlvermögens ihrer dichten Wolkenhülle auch
ungefähr die gleiche Menge an Sonnenenergie. Erst 1967 stellte sich heraus, daß ihre Oberflächentemperatur 485° C erreicht.
Damit war jede Hoffnung auf die Entwicklung höherer Lebensformen auf der Venus erloschen.
Es ist wichtig, daß eine Atmosphäre vorhanden ist, die nicht nur das Atmen ermöglicht, sondern auch vor tödlichen kurzwelligen
Strahlen aus dem Weltraum schützt. Auf der Erde ist das wegen der Schutzwirkung der Hochatmo-Sphäre der Fall, während Mond und
Merkur keine solche Abschirmung haben. Andererseits hätte die Erde, wenn sie eine größere Masse besäße, auch einen Teil des
urtümlichen Wasserstoffs festhalten können wie Jupiter und Saturn; dann hätte sich vielleicht eine lebensfeindliche Atmosphäre
entwickelt. Ohne ein Zusammentreffen mehrerer glücklicher Umstände wäre es also nicht zu Leben auf der Erde gekommen - jedenfalls
nicht in der uns bekannten Form.
Sodann hängt die Temperatur nicht nur von der Entfernung zur Sonne und der Zusammensetzung der Lufthülle ab, sondern auch von der
Achsendrehung des Planeten. Während die Erde binnen 24 Stunden einmal rundum von der Sonne bestrahlt wird und der Mars dafür nur
40 Minuten mehr braucht, dauert der »Tag« bei Venus und Merkur viel länger, was zu merkwürdigen Kalendern führen würde.
Tatsächlich müßten auf der Erde höchst unwirtliche Klima- und Wetterbedingungen herrschen, wenn sie eine ähnlich langsame
Achsendrehung hätte. Auch in dieser Hinsicht haben wir also »Glück gehabt«.
Das Magnetfeld der Erde
Die Erde hat einen schweren Kern, der viel Eisen enthält und zu dem ein Magnetfeld gehört. Wie verhält es sich damit bei den anderen Planeten? Die Venus bietet auch hier Probleme, denn bei vergleichbarer Größe und Masse sollten Kern und Magnetfeld ähnlich wie auf der Erde sein; aber die Raumsonden haben bis heute durchaus keinen Magnetismus nachgewiesen. Wenn die Venus überhaupt ein magnetisches Feld besitzt, muß es sehr schwach sein. Vielleicht gilt vom Mars dasselbe. Merkur hat demgegenüber ein merkliches Feld und sogar eine Magnetosphäre. Womöglich spielt es eine Rolle, daß Merkur und Erde von allen Planeten die größte Dichte haben: etwa das 5,5fache eines gleichen Volumens Wasser.
Ein Wasserplanet
Die Erde ist darin einzigartig, daß sie zum großen Teil von Wasser bedeckt ist. Obwohl der größte unter den vier inneren Planeten,
ist ihre aus festem Land bestehende Oberfläche viel kleiner als die der Venus und nicht großer als das Gebiet des Mars. Wegen des
geringen Luftdrucks kann es auf dem Mars keine nennenswerten Wasserflachen geben, vom Mond und Merkur ganz zu schweigen, die
überhaupt keine irgendwie nützliche Atmosphäre besitzen. Auf der Venus ist die Temperatur an der Oberfläche viel zu hoch, als
daß flüssiges Wasser vorkommen könnte. Daher mußte man die alte romantische Vorstellung von üppiger Vegetation in einem sumpfigen,
feuchtwarmen Milieu auf der Venus, wie es auf der Erde etwa in der Steinkohlenzeit anzutreffen war, endgültig aufgeben.
Da die Erde eine derartige Ausnahme bildet, hat man gelegentlich daran gedacht, daß sie auf andere Weise entstanden sei als die
übrigen Planeten. Dies ist bestimmt nicht der Fall. Das Alter der Erde liegt nach Messungen an radioaktiven Mineralen bei
4,6 Milliarden Jahren; ebenso alt ist der Mond, wie die Untersuchung von Bodenproben ergeben hat. Es besteht auch kein Grund,
daran zu zweifeln, daß alle übrigen Mitglieder des Sonnensystems ungefähr gleichzeitig und durch denselben Prozeß entstanden sind,
nämlich aus dem Sonnen-Nebel. Oft wird behauptet, der Mars sei in seiner Entwicklung weiter fortgeschritten als die Erde.
Das mag stimmen - absolut dürften beide gleich alt sein, auch wenn der Mars rascher »gealtert« ist.
Die Stellung der Erde in der ökosphäre und die Entwicklung ihrer Atmosphäre zeichnen sie vor den anderen Planeten aus. Auf keinem
zweiten Himmelskörper im ganzen Sonnensystem könnten Menschen frei leben.
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