Geschichte der Astronomie
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Die Geschichte der Astronomie umfasst zeitlich die gesamte Kulturgeschichte der Menschheit. Die Astronomie wandelte sich von der
bloßen Kunde der Beobachtung des Sternenhimmels und seiner Zyklen über die klassisch-geometrische Astronomie, deren älteste
Teilgebiete die Positionsastronomie und Ephemeridenrechnung sind, bis hin zur modernen Astrophysik.
Die Astronomie bestimmt das Selbstbild des Menschen und seine Auffassung von seiner Stellung im Universum mit, heutzutage vor allem durch die Diskussionen über die Entstehung des Universums und die Suche nach bewohnbaren Planeten und Leben außerhalb des Sonnensystems der Erde.
Darstellung des Claudius Ptolemäus mit personifizierter Astronomie aus der Enzyklopädie Margarita Philosophica von Gregor Reisch, 1503.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vorgeschichtliche Himmelsbeobachtungen
- 2 Astronomie in den frühen Hochkulturen
- 3 Entwicklung der Astronomie in Indien, Amerika und China
- 4 Astronomie im Mittelalter
- 5 Astronomie in der Renaissance
- 6 Astronomie im Zeitalter der Vernunft
- 7 Das 19. Jahrhundert
- 8 Das 20. Jahrhundert
- 9 Das 21. Jahrhundert
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Vorgeschichtliche Himmelsbeobachtungen
Für vorgeschichtliche Himmelsbeobachtungen liegen nur vereinzelt Indizien vor, darunter Wandmalereien in der Höhle von Lascaux (ca. 17.000 bis 15.000 v. Chr.), in denen vielleicht die Plejaden und der Tierkreis dargestellt sind, sowie ein beim Abri Blanchard in Frankreich gefundener Flügelknochen eines Adlers mit Punktmarkierungen, deren Zahl und Anordnung möglicherweise mit den Mondphasen zusammenhängen. Allerdings beweist der Mangel an relevantem archäologischem Fundmaterial nicht, dass für die vorgeschichtliche Menschheit die Himmelsbeobachtung generell keine Rolle spielte. Jedenfalls ist bei heutigen Jäger- und Sammler-Kulturen, etwa den Aborigines, derartiges durchaus bezeugt.
In der Jungsteinzeit ändert sich die Quellenlage merklich. Die Verwendung eines Kalenders, der bestimmte Kenntnisse über die Vorgänge am Himmel voraussetzte, war für landwirtschaftliche Kulturen lebenswichtig. Ein Vorauswissen über bedeutsame alljährliche Ereignisse ermöglichte Planung. Damit waren religiöse Deutungen der Himmelsphänomene und ihrer möglichen Ursachen verbunden.
Es ist denkbar, dass der Übergang zum Ackerbau zur Ausbildung verschiedener Astralkulte und zu den Anfängen einer Astronomie und auch zur Entstehung der Astrologie (sowohl der westlichen als auch der asiatischen) beigetragen hat. Zahlreiche Gräber dieser Zeit waren nach einer bestimmten Himmelsrichtung ausgerichtet. Zu den archäologischen Funden, die in einem Zusammenhang mit Kalendern stehen, zählen die in Süddeutschland und Frankreich gefundenen Goldhüte, die als sakrale Kopfbedeckung von Priestern eines Sonnenkults gedeutet werden, und die Himmelsscheibe von Nebra. Die vor etwa 7000 Jahren errichtete Kreisgrabenanlage von Goseck wird als das älteste Sonnenobservatorium der Welt bezeichnet. Die beeindruckendste prähistorische Kultstätte Europas ist Stonehenge. über die in Stonehenge praktizierten Kulte ist nichts überliefert, aber die geographische Ausrichtung des Bauwerks legt einen astronomischen Bezug nahe. ähnliches lässt sich weltweit für Kultbauten aus vielen Epochen zeigen.
Mit der Archäoastronomie gibt es seit den 1970er Jahren ein eigenes Fachgebiet, das sich mit der Erforschung dieser Bauten und Funde unter astronomischem Gesichtspunkt befasst.
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Astronomie in den frühen Hochkulturen
Die erste Mondfinsternis, deren Beobachtung angeblich überliefert ist, ist diejenige vom 17. Januar 3380 v. Chr., die von den
Maya in Mittelamerika verzeichnet worden sein soll. Diese Annahme ist allerdings umstritten, da die Forschung davon ausgeht, dass
die Maya ihren Kalender frühestens nach 3373 v. Chr. einführten. Vereinzelte Behauptungen, dass er bereits früher begann,
haben sich bisher nicht beweisen lassen.[1][2][3] In China wurde die erste Sonnenfinsternis im Jahre 2137 v. Chr. aufgezeichnet[4].
Auch die Ägypter und Mesopotamier beobachteten den Himmel und beteten Astralgottheiten an. Auf den 6. Juni 763 v. Chr.[5] fällt
die erste sicher datierbare Beobachtung einer Sonnenfinsternis in Mesopotamien.
Ägyptische und mesopotamische Astronomie.
Die Himmelsschau war auch in den alten Hochkulturen Nordafrikas und des Nahen Ostens mit Mythologie und Religion verknüpft.
Ägypten
Im Gegensatz zu Nordeuropa, in dem man sich bei der Erforschung der vorgeschichtlichen Astronomie nur auf archäologische
Kenntnisse stützen kann, existieren für Ägypten bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurückreichende schriftliche
Aufzeichnungen über Techniken und Bedeutung der altägyptischen Astronomie. Die damaligen astronomischen "Forschungen" und
Deutungen müssen auch im Rahmen des im damalige Ägypten herrschenden Sonnenkultes sowie der Bemühungen zur Berechnung
des genauen Eintritts der Nilschwemme verstanden werden. [6]
Die Ägypter nutzten für die Nacht zwölf Sterne zur Zeitmessung, wobei die Länge des jeweils ersten und letzten
Zeitabschnitts je nach Jahreszeit angepasst wurde. Der mythologische Hintergrund der Zwölf Nachtsterne („Sterne, die nie
untergehen”) war der Glaube, dass die nächtliche Überfahrt der verstorbenen Könige mit dem Sonnengott Re unter
dem Schutz der Zwölf Wächter des Nachthimmels stattfand. Sie begann mit der einsetzenden Dämmerung und endete mit dem
Sonnenaufgang.[7] Sternbilder spielten ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie enthielten die Sterne verschiedener Götter.
Die älteste Darstellung des Nachthimmels findet sich auf der Unterseite eines Sarges in Assiut,[8] eine weitere in der Grabkammer
des Senenmut (TT353). Die Darstellung der Sternbilder, die dann üblich wurde – so auch im Grab des Königs Sethos I. um
1279 v. Chr. – stimmt nicht mit der heutigen Einteilung der Sternbilder überein.
Welche Methoden die ägyptischen Astronomen genau benutzten, ist nicht überliefert. Im ägyptischen Kalender spielte
Sirius eine besondere Rolle, da die Nilflut ab etwa 2000 v. Chr. zeitgleich mit dem gemeinsamen Aufgang von Sirius und der Sonne
eintraf. Ursprünglich scheint der Sirius aber mit dem Schönen Fest vom Wüstental in Verbindung zu stehen. Da das
ägyptische Jahr genau 365 Tage lang war, änderte sich das Datum des heliakischen Aufgangs des Sirius langsam; er fiel nach
Ablauf eines Zyklus von 1440 bis 1460 Jahren wieder auf dasselbe Datum des ägyptischen Kalenders. Die Geschichte der
altägyptische Religion zeigt, dass die Priester über ihr astronomisches Wissen wachten und noch um 221 v. Chr. eine Reform
des Kalenders mit einer verbesserten Jahreslänge von 365,25 Tagen rückgängig machten. Dies mag damit zusammenhängen,
dass die Priester für die Berechnung der religiösen Festtage, die sich bei einem 365-Tage-Kalender langsam verschoben,
zuständig waren; diese Aufgabe wäre ihnen bei einem korrigierten Kalender mit 365,25 Tagen abhanden gekommen.
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Mesopotamien
Ein zentrales Anliegen der mesopotamischen Astronomie waren astrologische Voraussagen und die Beschäftigung mit himmlischen
Vorzeichen. Babylonier und Assyrer bewahrten in ihren Archiven Aufzeichnungen über ihre astronomischen Beobachtungen, die selbst
nach vorsichtigen Schätzungen bis ins dritte vorchristliche Jahrtausend zurückreichen.
Die Sumerer erstellten nach den astronomischen Konstellationen ihren Kalender. Tausende von überlieferten Tontafeln in Keilschrift
enthalten astronomische Texte, die vor allem den Archiven von Uruk und Ninive zugeordnet werden. Schon früh im 3. Jahrtausend v.
Chr. wurde die Venus als Stern der Inanna beschrieben. Alte Rollsiegel und Texte zu Inanna als Verkörperung des Planeten Venus
belegen das Alter der sumerischen Kenntnisse:[9] Inanna, als Venus sehen dich auch alle Fremdländer leuchten. Ich möchte ihr,
als Himmelsherrin, ein Lied darbringen.[10]
Gestützt auf lange Beobachtungsreihen entwickelten babylonische Astronomen mathematische Reihen, die die Berechnung der Positionen
der Himmelskörper und damit die Voraussage der Himmelserscheinungen ermöglichten. Bereits um 1000 v. Chr. konnten sie komplexe
überlagerungen periodischer Phänomene in die einzelnen Perioden isolieren und so vorausberechnen.
Naburimanni war der früheste namentlich bekannte babylonisch-chaldäische Astronom.
Wissenüberlieferung an die Griechen
Einfache Formen der Armillarsphäre wurden bereits bei den Babyloniern benutzt und später von den Griechen weiterentwickelt.
Die Einteilung des Tierkreises in 360 Grad, die vermutlich auf die ägyptischen Dekane zurückgeht, wurden ebenso übernommen
wie einzelne Beobachtungen und die Planetenbezeichnungen und Perioden der Babylonier. Nicht übernommen aber wurden die zugrunde
liegenden mathematischen Methoden; die griechische Herangehensweise war eine andere, da die griechischen Philosophen das Universum
primär geometrisch, nicht arithmetisch verstanden.
Das heutige Wissen über die Anfänge der griechischen Astronomie und das Ausmaß ihrer Beeinflussung durch die
mesopotamische ist sehr lückenhaft. Es ist davon auszugehen, dass der Bücherverlust in der Spätantike auch zahlreiche
astronomische Werke betraf.[11]
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Die griechischen Philosophen und Astronomen
Hinweise auf die Beschäftigung der antiken Griechen mit den Vorgängen am Himmel bieten bereits sehr frühe literarische
Texte. Sowohl Homer als auch Hesiod erwähnen astronomische Gegebenheiten; der Tierkreis ist bei Homer nur teilweise bezeugt.
Diese beiden Autoren lassen noch kein tieferes Verständnis erkennen; so beschreiben sie Morgen- und Abendstern als verschiedene
Objekte.[12] Spätestens zur Zeit Platons war dieser Irrtum dank babylonischer Informationen korrigiert; dieser Fortschritt wurde
später auf Pythagoras zurückgeführt.[13]
Die Vorsokratiker entwickelten bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. unterschiedliche astronomische Modelle. Sie erfanden unter anderem
zunehmend genauere Methoden zur Messung der Zeit, etwa Sonnenuhren, deren Grundlagen sie wahrscheinlich von den Babyloniern
übernahmen. Anaximander, ein Zeitgenosse und Schüler des Thales, postulierte das geozentrische Weltbild, indem er als erster
den Himmel als Kugelschale (Sphäre) mit der Erde im Zentrum beschrieb. Frühere Kulturen sahen den Himmel als Halbkugel nur
über der Erdscheibe, ohne außerhalb von Mythen das Problem zu berühren, wo sich die Sterne zwischen Auf- und Untergang
befinden. Den übergang zur Erde als Kugel machte Anaximander jedoch noch nicht.
Die griechische Kultur der klassischen Zeit betrieb erstmals Astronomie aus wissenschaftlichem Interesse an den tatsächlichen
Vorgängen am Himmel, unabhängig vom praktischen Nutzen des Kalenders und von religiösen und astrologischen Motiven.
Noch heute berühmt ist die bemerkenswert genaue Messung des Erdumfangs durch Eratosthenes um 220 v. Chr., der die unterschiedlichen
Schattenlängen der Sonne am gleichen Tag in Alexandria und Syene, wo sie genau im Zenit steht, auf unterschiedliche Breitengrade
auf einer Kugel zurückführte. Weniger bekannt ist der Versuch des Aristarchos von Samos, den Abstand zur Sonne im Verhältnis
zum Mondabstand zu messen, der zwar aufgrund ungenügender Messgenauigkeit sehr fehlerhaft ausfiel (er wurde um den Faktor 20 zu
kurz bestimmt), aber methodisch korrekt war.
Hipparchos von Nicäa und andere entwickelten die astronomischen Instrumente, die bis zur Erfindung des Fernrohres fast zweitausend
Jahre später in Gebrauch blieben, etwa ein Winkelmessinstrument, eine Art weiterentwickelte Armillarsphäre, mit der Koordinaten
an der Himmelskugel bestimmt werden konnten. Es wurde von Eratosthenes noch unter der Bezeichnung Astrolab eingeführt und auch von
Ptolemäus beschrieben. Einer der wenigen erhaltenen technischen Gegenstände aus griechischer Zeit ist der Mechanismus von
Antikythera, die früheste bekannte Zahnrad-Apparatur (ca. 100 v. Chr.). Der Mechanismus wird als Analogrechner zur Vorausberechnung
der Himmelskörperbewegung interpretiert, der womöglich von Poseidonios (135–51 v. Chr.) konstruiert wurde.
Eine weitere wesentliche Vorarbeit für die Astronomie späterer Zeiten leistete Aristoteles (384–332 v. Chr.) der das Prinzip
der Camera obscura erkannte.
Das Werk des Ptolemäus um 150 n. Chr. stellte den Höhepunkt und Abschluss der antiken Astronomie dar. Ptolemäus entwickelte auf der Basis bereits zu seiner Zeit bestehender Arbeiten (Hipparchos und mögliche andere)[14] das nach ihm benannte Weltbild und gab mit dem Almagest ein Standardwerk der Astronomie heraus, auf dessen Sternkatalog sich Astronomen noch bis über die Renaissance hinaus beriefen. Die Römer schätzten die Astronomie als Teil der Bildung, erweiterten sie jedoch nicht. Ihr Interesse galt mehr der Astrologie als eine Möglichkeit, in die Zukunft zu schauen. Ein Teil der antiken Fachliteratur wurde im Oströmischen Reich bewahrt, doch der kulturelle Austausch mit der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt West- und Mitteleuropas kam schon am Anfang des Frühmittelalters weitgehend zum Erliegen.
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Alternativen zum geozentrischen Weltbild
Wiederholt wurden Alternativen zum geozentrischen Weltbild vorgeschlagen. Manche Pythagoreer meinten, im Zentrum des Universums befinde sich ein Zentralfeuer, das von der Erde, der Sonne und den Planeten umkreist werde. Aristarchos von Samos schlug im 3. Jahrhundert v. Chr. bereits ein heliozentrisches Weltbild mit der Sonne als ruhendem Zentrum vor. Er argumentierte auch – wie schon im 4. Jahrhundert Herakleides Pontikos – für eine tägliche Achsendrehung der Erde bei unbeweglichem Himmel. Das geozentrische Weltbild mit einer unbeweglichen Erde, um die sich alle Sphären täglich drehen, blieb jedoch bis Nicolaus Copernicus, der an Aristarchos anknüpfte, das allgemein anerkannte Modell. Die Erkenntnisse von Kopernikus ließen erste Zweifel daran aufkommen. Nach weiteren Entdeckungen von Johannes Kepler und Galileo Galilei konnte sich das heliozentrische Weltbild aber erst im 18. Jahrhundert vollends gegen den Widerstand der Kirche durchsetzen.
Eckpunkte der Entwicklung in der Antike
Als Einsichten und Errungenschaften der antiken Astronomen sind festzuhalten:
- die Fähigkeit, die Bewegungen der Planeten und das Eintreten von Finsternissen (Saros-Zyklus) zu berechnen und vorauszusagen
- die Erkenntnis, dass die Erde kugelförmig ist (Aristoteles, 384–322 v. Chr.: Erste Vermutungen einer kreisförmigen Erde aufgrund kreisförmiger Erdschatten bei Mondfinsternissen; um 200 v. Chr. durch Eratosthenes von Alexandria: Erste annähernd richtige Berechnung des Erdumfanges über Winkel von Schatten an diversen Orten)
- das Vorschlagen von Alternativen zum geozentrischen Weltbild
- die um 150 v. Chr. von Hipparchos von Nikaia und Archimedes erstellten ersten Sternkataloge (1000 Sterne)
- die Entdeckung der Präzessionsbewegung der Erde[15] Diese Entdeckung wird Hipparchos (um 150 v. Chr.) zugeschrieben. Seit damals ist also die permanente Veränderung der Koordinaten der Fixsterne am Nachthimmel und somit auch der äquatorialkoordinaten Rektaszension und Deklination bekannt.
Plinius der Ältere, der 60 n. Chr. eine Gesamtdarstellung des damaligen naturkundlichen Wissens verfasste, behandelte auch die Astronomie als Himmelskunde im Unterschied zur Astrologie.
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Entwicklung der Astronomie in Indien, Amerika und China
Indien
In der Indus-Kultur entstand ab 1000 v. Chr. eine detaillierte Kosmologie mit den göttlichen Naturkräften Himmel, Erde, Sonne (die als glühender Stein gedeutet wurde), Mond, Feuer und den acht Himmelsrichtungen. Ein heiliges Ei ist der Ursprung der Welt, mit Schalen für die Urerde, den Sternhimmel und dazwischen der Lufthülle.
Da die vedische Astronomie in Versen stark verschlüsselt überliefert ist, ist deren Einordnung in einen größeren Rahmen schwierig. Allgemein ist die vedische Astronomie der babylonischen aber sehr ähnlich, was, je nach Interpretation und Datierung, babylonische Vorbilder der vedischen Astronomie sowie umgekehrt bedeuten kann. Beide Positionen werden in der Astronomiegeschichte diskutiert, ebenso ist aber auch eine im Wesentlichen unabhängige Entwicklung denkbar, da einige der Gemeinsamkeiten, wie die Teilung des Tierkreises in 360 Grad mit zwölf Sternbildern auch direkt aus der Natur hergeleitet werden können. So wird das Jahr zu 360 Tagen gerundet, die Monate aber wie heute gezählt. Der Tag hat jahreszeitlich verschiedene Längen („Muhurtas” mit 9,6 bis 14,4 Stunden), die Planetenbahnen verlaufen zwischen Sonne und Polarstern. Eine erstaunliche Entsprechung zum Christentum bzw. zu Teilhard de Chardin ist erwähnenswert: Gott ist ein die Welt liebender Geist, dessen Sohn die Entwicklung des Weltalls im Auge behält. Einen zweiten Aufschwung erlebt die indische Astronomie um 500 n. Chr. mit dem Astronomen Aryabhata, dem unter anderem das Konzept der Zahl „null” zugeschrieben wird. Bekannt sind auch die fünf Observatorien die Jai Singh II. im frühen 18. Jahrhundert unter anderem in Delhi und Jaipur errichten ließ. Das größte davon, das Jantar Mantar in Jaipur, besteht aus vierzehn Bauwerken zur Beobachtung und Messung astronomischer Phänomene.
Amerika
Über das astronomische Weltbild der indianischen Hochkulturen ist wenig bekannt, doch geben Kultbauten und Sternwarten zahlreiche
Hinweise. Die meisten Schriften und Codices wurden durch die Konquistadoren vernichtet. Die Kalenderrechnung und die Berechnung der
Planetenzyklen war zweifelsfrei hochentwickelt – siehe etwa den Maya- und den Azteken-Kalender.
Die Umlaufzeiten der damals fünf sichtbaren Planeten sind teilweise auf nur wenige Minuten bekannt. Die Dauer des Monats stimmt mit heutigen Werten auf 6 Dezimalen überein – was pro Jahrhundert nicht einmal 1 Stunde Fehler ausmacht.
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China
Wesentliches Element der chinesische Philosophie ist die Harmonie von Himmel, Mensch und Erde. Himmelserscheinungen wurden daher unter diesem Gesichtspunkt beurteilt.[4] Das Bestreben der Chinesen war es, so die Deutung in der aktuellen Literatur der Volksrepublik China, Störungen dieser Harmonie vorherzusehen und somit das Zeitalter des Glaubens an unkalkulierbare Fremdbestimmung zu beenden.[16]
Daher hatten sich die Astronomen im Kaiserreich China nicht nur um den Kalender zu kümmern, sondern auch um die Vorhersage
außergewöhnlicher Himmelserscheinungen (z. B. Sonnenfinsternis) und auch um staatliche Astrologie. Sie kannten schon
um 2000 v. Chr. das Lunisolarjahr mit einer 19-jährigen Schaltregel wegen der Mondknoten (siehe auch Saros-Zyklus). Es gab
ein wissenschaftliches Amt, dessen Ursprünge sich nicht mehr ausmachen lassen, sich aber bis deutlich vor Christi Geburt
zurückverfolgen lassen. Dieses Amt bestand bis 1911 mit vier Haupt-Bediensteten: Der Chefastronom (Fenxiangshi), verantwortlich
für die ununterbrochene Himmelsschau, der Chefastrologe (Baozhangshi), dem die Aufzeichnungen unterstanden, der Chefmeteorologe
(Shijinshi) für Wetterphänomene und Sonnenfinsternisse, und der Bewahrer der Zeit (Qiehushi), dem die Kalenderrechnung
unterstand.
Diese altchinesischen Chroniken gelten noch heute als zuverlässig und relativ vollständig – auch weil die Beamten für
ihre Ergebnisse mit dem Leben bürgten. So ist überliefert, dass der Astronom Hsi-Ho wegen der versäumten Vorhersage
der Sonnenfinsternis vom 3. Oktober 2137 v. Chr.[17][4] geköpft wurde. Ab der Zeitenwende wurden u. a. Sonnenflecken beobachtet,
was auch mit bloßem Auge bei Sonnenauf- und Untergang möglich ist, sowie Novae und Supernovae, die Gaststerne genannt
werden, oder bereits 613 v. Chr. der Komet Halley.
Dem Weltbild des kaiserlichen China entsprechend gibt es fünf Himmelsareale, die vier Himmelsrichtungen und das Zentrum, das den
zirkumpolaren Bereich umfasst und den kaiserlichen Palast repräsentiert. Es werden Instrumente ähnlich der Armillarsphäre
benutzt, doch ist unklar, ob sie auf Kontakte zur griechischen und islamischen Welt zurückgehen oder komplette Eigenentwicklungen sind. Außerdem sind chinesische Sternkarten zur Seenavigation überliefert. Missionare trugen ab 1600 die Erkenntnisse der modernen europäischen Astronomie nach China. So wurde etwa die kaiserliche Sternwarte in der Qing-Dynastie traditionell von Jesuiten wie Ignaz Kögler oder Anton Gogeisl geleitet.
Intensive Forschungen der chinesischen Astronomiegeschichte, deren Ergebnisse er in mehreren Darstellungen veröffentlichte,
betrieb der Wissenschaftshistoriker Yabuuchi Kiyoshi.
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Astronomie im Mittelalter
Aus dem Mittelalter sind zwei besonders markante Himmelserscheinungen überliefert: 1054 n. Chr. beobachtete man weltweit einen neuen Stern im Sternbild Stier („Supernova 1054”), der wochenlang auch tagsüber sichtbar blieb (im M1-Krebsnebel), und am 25. Juni 1178 beobachtete der Mönch und Chronist Gervasius von Canterbury eine Leuchterscheinung an der Mondsichel, bei der es sich um einen Meteoraufprall (Entstehung des Kraters Giordano Bruno?) gehandelt haben könnte.
Westeuropa
Im Mittelalter blieb im griechischsprachigen Byzantinischen Reich die antike astronomische Literatur weiterhin zugänglich und
wurde studiert. Im lateinischsprachigen Westen hingegen stand bis zum 12. Jahrhundert nur sehr wenig von dem antiken Wissensgut zur
Verfügung. Dort behielt man zwar den Lehrkanon der Sieben Freien Künste bei, in dem die Astronomie einer der vier Teile des
Quadriviums war, doch in der Praxis wurde an den Klosterschulen des Frühmittelalters meist nur das Trivium gelehrt, das keinen
naturwissenschaftlichen Stoff umfasste.
Im Zuge der Reformpolitik Karls des Großen wurde die Astronomie als Lehrfach aufgewertet: Der Kaiser verpflichtete alle Domkirchen
zur Errichtung von Schulen, wo neben den anderen Fächern des Quadriviums (Geometrie, Arithmetik und Musik) auch Astronomie gelehrt
werden sollte, auch um das Wissen im Klerus zur Berechnung des Osterdatums zu stärken. Den Reformen war jedoch kein nachhaltiger
Erfolg beschieden, und so blieben die Astronomiekenntnisse in der Praxis dürftig.
In der karolingischen Zeit entstanden allerdings Abschriften der astronomischen Lehrgedichte des Aratos, etwa die prachtvoll illustrierten
Leidener Aratea, die vermutlich vom Hofe Ludwigs des Frommen in Auftrag gegeben wurden. Sie wurden wahrscheinlich in Lotharingien von dem
nicht identifizierten, aber durch weitere Werke bezeugten Astronomus ausgeführt. Zusammen mit Aratos bildeten die Sternbildbeschreibungen
des Hyginus im Poeticon Astronomicon die weit verbreiteten Standardwerke bis zum Ende des Spätmittelalters. Die Kenntnis der
klassischen Sternbildmythen stammte im Wesentlichen aus diesen beiden Werken. Die Illustrationen sind künstlerisch hochwertig. Die
Positionen, an denen die Illustratoren die Sterne setzten, haben jedoch mit dem tatsächlichen Firmament wenig bis nichts gemein;
sie wurden vielmehr so gewählt, dass sie gut zu den Figuren passten.
Die wenigen anderen erhaltenen antiken Werke zur Astronomie wurden in den Klöstern zunächst nur kopiert, mit der beginnenden
Scholastik im 11. Jahrhundert auch zunehmend kommentiert. Sie durch eigene Beobachtungen zu bestätigen, zu ergänzen oder zu
widerlegen entsprach jedoch nicht dem frühmittelalterlichen Verständnis von Wissenschaft.
Im Spätmittelalter setzte ein stärkeres Interesse an der Astronomie ein. Mit dem frühen Buchdruck wurden gerade auch
astronomische Werke verbreitet. Neben Kopien der beiden oben erwähnten antiken Werke gab zum Beispiel der deutsche Astronom
Regiomontanus zahlreiche astronomische Bücher heraus, darunter ein Calendarium, das nach damaligen Maßstäben als
Bestseller gelten kann. Regiomontanus löste sich bereits von der absoluten Gültigkeit der Tradition und der alten Schriften.
Eigene Beobachtung und Vergleich mit den Ergebnissen der antiken Wissenschaft sollten nach seiner Ansicht die Astronomie erneuern und
helfen, „die Wahrheit” zu finden. Mit dieser Haltung wurde er neben Nikolaus von Kues der wesentliche Wegbereiter des kopernikanischen
Weltbildes. Roger Bacon (1214–1292 oder 1294) baute nach dem Vorbild von Aristoteles für Sonnenbeobachtungen die ersten Apparate
in Form einer Camera obscura und beschrieb 1267 den Aufbau einer Linse korrekt.[18]
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Islamische Astronomie
Nachdem im Römischen Reich die Astronomie zwar noch gelehrt, aber nicht mehr erweitert wurde, ergab sich ein Fortschritt erst wieder mit der islamischen Expansion. Die führenden Wissenschaftler waren häufig auch Hofastronomen oder Hofmathematiker. Die arabischen Leistungen betrafen vor allem die Astrometrie: genaue Beobachtungen des Himmels wurden durchgeführt – vor allem auch zu astrologischen Zwecken, obwohl der Islam den versuchten Blick in die Zukunft ungern sah und Astrologie eigentlich nicht erlaubte – und Sternkataloge erstellt, die wesentlich zu den heute üblichen Sternnamen beitrugen. Auch Instrumente wie das Astrolabium wurden weiterentwickelt.
Ohne Teleskope waren die islamischen Astronomen jedoch nicht zu bedeutenden Erweiterungen der antiken Erkenntnisse in der Lage. Das
geozentrische Weltbild wurde allgemein anerkannt, nur seine Details, wie Epizykeln oder Sphären, wurden zunächst diskutiert,
korrigiert und erweitert. Aufgrund der seit der Niederlegung dieser Theorien verflossenen Zeit, in der sich die Fehler akkumuliert
hatten, waren die Diskrepanzen der antiken Theorien mit den Beobachtungen für die islamischen Gelehrten offensichtlich. Im 16.
Jahrhundert, als sich auch in Europa die kopernikanische Wende vollzog, lehnten islamische Gelehrte die antiken Weltbilder zunehmend ab.
Inwieweit diese beiden Wege unabhängig waren, oder ob Kopernikus über Umwege Kenntnis der islamischen Entwicklungen hatte,
ist nicht bekannt.
Viele Fortschritte der islamischen Astronomen blieben letztlich ohne Folgen, so wie zum Beispiel das von Ulug Beg zu Beginn des 15.
Jahrhunderts erbaute Observatorium von Samarkand. Als das beste seiner Zeit wurde es nach nur einer Generation von Ulug Begs Nachfolgern
geschleift und dem Verfall überlassen. Andere islamische Observatorien erlitten ein ähnliches Schicksal, nur das von Nasir
Al-din al-Tusi 1264 erbaute Observatorium von Maragha überlebte seinen Erbauer um immerhin fast vierzig Jahre, bevor es zwischen
1304 und 1316 geschlossen wurde. Obwohl die islamischen Astronomen die Fehler der antiken Theorien erkannten und sie verbesserten, bestand
ihre aus heutiger Sicht wichtigste Leistung dennoch im Bewahren, Übersetzen und teilweise Erweitern der antiken Naturwissenschaft,
wozu die europäische Kultur während des Frühmittelalters kaum in der Lage war. Mit dem Ende der Blütezeit des Islams
im 15. Jahrhundert vermochte die islamische Astronomie der europäischen aber kaum noch Impulse zu geben, und ihre Leistungen wurden
schließlich durch die europäische Renaissance überholt und gerieten in Vergessenheit.
Der Entwicklungsstand der islamischen Astronomie ist auch exemplarisch für die Astronomie anderer Kulturkreise, die ein ähnliches
Niveau erreichten, sich aber (ebenfalls ohne Teleskope) nicht darüber hinaus entwickeln konnten. Besonders erwähnenswert sind
die indische oder vedische Astronomie, die chinesische und die präkolumbische Astronomie der indianischen Hochkulturen. Alle diese
Kulturen besaßen ein in vielen Jahrhunderten angesammeltes beobachterisches Wissen, mit dem sich die periodischen Phänomene
des Planetensystems vorhersagen ließen.
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Kultureller Austausch mit dem Islam
Durch den kulturellen Austausch mit den islamischen Ländern, insbesondere nach der Errichtung der Kreuzfahrerstaaten im Nahen Osten im 12. Jahrhundert und im Verlauf der spanischen Reconquista, gelangten die Werke des Aristoteles und Ptolemäus über den Zwischenschritt der arabischen Übersetzung wieder in den Westen. Erst byzantinische Emigranten brachten schließlich die antiken Werke nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Original, beziehungsweise in griechischer Abschrift, nach Mitteleuropa. Auch im Hochmittelalter standen philosophisch-theologische Betrachtungen des Weltgebäudes eher im Brennpunkt als konkret beobachtete Himmelsereignisse. Die unterschiedlichen Modelle der Himmelssphären, wie sie etwa in den wiederentdeckten Werken des Aristoteles und des Ptolemäus beschrieben wurden, wurden ausführlich diskutiert und beispielsweise Fragen nach der Anzahl der Sphären erörtert, oder ob sich die Fixsternsphäre einmal am Tag drehe oder die Erde. An den Prinzipien dieser Kosmologie bestanden jedoch keine Zweifel.
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Astronomie in der Renaissance
Das Zeitalter der Renaissance markiert die Blüte der klassischen Astronomie als Wissenschaft vom geometrischen Aufbau des
Universums, einer Wissenschaft, die sich aber erst in Ansätzen der Erforschung der physikalischen Hintergründe der
Sternbewegung widmete. Astrologie und Astronomie waren bis in die Renaissance hinein nicht widersprüchlich, aber auch nicht,
wie gelegentlich behauptet, identisch. Viele Astronomen erstellten noch bis in das 17. Jahrhundert auch Horoskope für ihre
Auftraggeber, sahen darin aber nicht ihre Haupttätigkeit. Die klassische Astronomie befasst sich nur mit den Positionen der
Sterne und Planeten und deren exakter Berechnung, erst die Astrologie mit der Deutung dieser Positionen für die irdischen
Ereignisse. In diesem Sinne war astronomische Kenntnis lediglich die Voraussetzung für Astrologie.
Die europäische Astronomie lebte durch die Arbeiten von Nicolaus Copernicus nach 1500 wieder auf. Nach Beobachtungen des Mondes
gegen den Hintergrund der Fixsterne zweifelte er am geozentrischen Weltbild und arbeitete ein Modell aus, in dem die Sonne im
Mittelpunkt des Kosmos steht. 1543 stellte er es in seinem Buch „De Revolutionibus Orbium Coelestium” vor.
1427 gelang Regiomontanus die Erstmessung des Winkeldurchmessers eines Kometen (etwa in der Zeit, in der um 1479, als die Errichtung
des „Sonnensteins” im Atztekenreich vorgenommen wurde (Sonnenkalender und -kult). 1519–1522 gelang Fernão de Magalhães (Magellan) die
Erstumsegelung der Erde – die Entdeckung der Magellanstraße, der Philippinen und die Wiederentdeckung der Magellanschen Wolke am
Südhimmel (sowie der Datumsgrenze). Eine neue Epoche der Astronomie leitete Nicolaus Copernicus ein. Er legte im Mai 1543 in seinem
Buch „De revolutionibus orbium coelestium” mathematisch dar, dass über die Planetenbewegungen (die Vermutung der antiken
griechischen Astronomen s. o.), die Himmelsphänomene auch mit einem heliozentrischen Weltbild korrekt beschrieben werden können.
1568 verbesserte Daniele Barbaro die „Camera obscura” durch Benutzung einer Linse und leistete damit wesentliche Vorarbeit für die
Astronomen späterer Generationen.[18] Noch vor 1580 vermaß Tycho Brahe erstmals Kometenbahnen und zog daraus Schlussfolgerungen
auf deren Entfernung (1577) – die großen „astronomischen” Distanzen wurden greifbar. Tycho beobachtete zudem 5 Jahre
zuvor (1572) eine Supernova sowie die Marsbahn, und nachdem 1603 Johann Bayer den ersten neuzeitlichen Sternkatalog (Uranometria)
veröffentlicht hatte, beschrieb 1609 Johannes Kepler in seinem Buch „Astronomia Nova” das nach ihm benannte 1. und 2. keplersche
Gesetz der Planetenbewegungen um die Sonne genauer (seine zuvor erschienenen Werke können als Wegbereiter seiner „Astronomia
Nova” gelten). Somit lag eine korrekte Beschreibung der Planetenbewegungen aus heliozentrischer Sicht vor. Die nötige
Vorarbeit hatte Tycho Brahe mit dem von ihm entwickelten Mauerquadranten geleistet. Dieses Instrument löste die seit der Antike
gebräuchliche Armillarsphäre als Universalinstrument ab. Die Genauigkeit von Brahes Positionsmessungen der Planeten
ermöglichten Johannes Kepler erst die Entdeckung der Gesetze der Planetenbewegung.
Die Erfindung des Fernrohrs zu Beginn des 17. Jahrhunderts besiegelte die Zeitenwende der Astronomie. Galileo Galilei entdeckte mit
dessen Hilfe die vier inneren Monde des Jupiter und die Phasen der Venus. Diese Entdeckungen wurden zum Teil 1610 in „Sidereus
Nuncius” veröffentlicht. Dadurch wurde das ptolemäische Weltbild nachhaltig geschwächt und deutlich, dass das
kopernikanische Weltbild ebenso wie das geozentrische Modell von Brahe mit den Beobachtungen verträglich sind. Ein entscheidender
Beweis war zu dieser Zeit weder theoretisch, noch praktisch möglich. Der darauf folgende Streit mit der Kirche endete zwar mit dem
juristischen Sieg der Inquisition gegen Galilei, begründete aber ein problematisches Verhältnis zwischen Kirche und
Naturwissenschaften.
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Astronomie im Zeitalter der Vernunft
Die europäischen Fürsten förderten die Astronomie zunehmend an ihren Höfen als Zeichen ihrer Kultur und Bildung, wodurch sich ein personeller wie finanzieller Aufschwung der Forschung ergab. Daneben wurden Nationalobservatorien gegründet, wie zum Beispiel das Royal Greenwich Observatory oder die Pariser Sternwarte. Deren Aufgabe war es vor allem, Tabellen für die Seefahrt zu liefern und das Längenproblem zu lösen, daneben betrieben sie aber auch astronomische Forschung. Während die Forschung der Hofastronomen an das persönliche Interesse der Fürsten gebunden war, konnten sich an den Nationalobservatorien längerfristige Forschungstraditionen entwickeln, so dass solche unabhängigen Sternwarten spätestens mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eine Führungsrolle in der Forschung einnahmen.
Das 17. Jahrhundert
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zog die Möglichkeit in der Astronomie ein, Himmelskörper mit Hilfe neu entdeckter, optischer
Instrumente zu beobachten. Das erste funktionsfähige Fernrohr wurde in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden
gebaut. Wer der tatsächliche Erfinder war, ist umstritten.[18]
1609 veröffentlichte Johannes Kepler sein Werk Astronomia Nova mit den ersten beiden keplerschen Gesetzen. Der Astronom Simon
Marius entdeckte 1612 unsere Nachbargalaxie, den Andromedanebel durch das Teleskop wieder (sie war erstmals vom persischen Astronomen
Al-Sufi im 10. Jahrhundert entdeckt worden[19]). Schon 1610 veröffentlichte Galileo Galilei sein Buch „Sidereus Nuncius”, in dem
er von seinen Neuentdeckungen per Fernrohr berichtete. 1632 erschien sein „Dialog über Weltsysteme”, jedoch musste er am 22. Juni
1633 vom heliozentrischen Weltbild abschwören und starb am 8. Januar 1642. Johann Baptist Cysat entdeckte 1619 neue, physikalisch
zusammengehörige Doppelsternsysteme. Das führte zu Spekulationen über Planetensysteme um andere Sterne, eine Möglichkeit,
die zuvor nur philosophisch, ausgehend von Giordano Bruno, diskutiert worden war.
Vier Jahre, nachdem 1651 Giovanni Riccioli die erste Mondkarte veröffentlichte, gelang 1655/56 Christiaan Huygens und Giovanni
Domenico Cassini die Entdeckung der Saturnringe, des Mondes Titan und des Orionnebels (Huygens, veröffentlicht 1659 in
„Systema Saturnium”) und Cassini fand vier weitere Saturnmonde. Huygens erkannte als erster die wahre Natur der Ringe
des Saturn.
1668 kam Isaac Newton auf die Idee, das Licht mit Spiegeln statt mit Linsen aus Glas zu bündeln – die Erfindung des
Spiegelteleskops. Auch gelang ihm 1669 die Entdeckung der Massenanziehung (Gravitation) und die erste Theorie zur Erklärung des
Phänomens „Licht” als Teilchenstrahlung, so dass das Verständnis des Kosmos langsam auf eine neue Basis gestellt
wurde. Er legte mit dem 1687 erschienenen epochalen Werk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica die ersten Grundlagen der
Astrophysik, indem er die keplerschen Gesetze auf seine Theorie der Gravitation zurückführte.
In dieser Zeit entdeckte Cassini 1671 die Saturnmonde Japetus, 1672 Rhea, 1684 Tethys und Dione. Und von 1683 bis 1686 fanden und
erklärten Cassini und Nicolas Fatio de Duillier das Zodiakallicht.
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Berechnung der Lichtgeschwindigkeit
1676 bewies Olaf Römer über Verzögerung der Jupitermondverfinsterungen in Abhängigkeit von deren Erdabstand, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich ist. Nach seiner entscheidenden Vorarbeit wurde sie erstmals 1678 von Christiaan Huygens mit etwa 213.000 km/s berechnet (der heutige Wert lautet c = 299792,45 km/s), indem er die Laufzeitangabe (22 min = 1320 s) von Römer und den Erdbahndurchmesser (280 Millionen km in heutigen Einheiten) von Cassini verwendete (erschienen in Abhandlung vom Licht, 1790).
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Das 18. Jahrhundert
Die Vorhersage eines Kometen
Newton folgerte in seiner Principia, dass Kometen sich ähnlich den Planeten, aber in langgestreckten Ellipsen um die Sonne bewegen ("Diximus Cometas esse genus Planetarum in Orbibus valde excentricis circa Solem revolventium"). Durch Vergleichen der überlieferten Kometensichtungen müssten sich wiederkehrende Objekte zeigen. Edmond Halley übernahm diese Aufgabe und veröffentlichte 1705 seine Berechnungen. Er postulierte, dass der Komet von 1682 mit früheren Erscheinungen in den Jahren 1607 und 1531 identisch sein müsse und leitete daraus seine Wiederkehr für 1758/59 ab. Das Eintreffen dieser Prognose war ein großer Triumph der newtonschen Theorie, aber auch einzigartig. Viele Kometen wurden in dieser Zeit vorhergesagt, sogar zwei weitere von Halley. Erst 1822 wurde ein kleiner (nur durch ein Fernrohr sichtbarer) Komet auch als periodisch bestätigt (2P/Encke). Dass ein Bauer aus Sachsen (Palitzsch) und nicht die Berufsastronomen in Paris oder London den 1P/Halley entdeckte, war ein Ergebnis der Popularisierung der modernen Wissenschaften und sorgte zusätzlich für eine Sensation.
„Alles ist in Bewegung” (Panta rhei)
1718 stellte Halley durch Vergleich mit antiken Sternkarten die These der Eigenbewegung der Fixsterne auf.
1755 entwarf Immanuel Kant erste Theorien über eine rein aus mechanischen Vorgängen resultierende Entstehung unseres
Sonnensystems.
1761 wird von mehreren Beobachtern des Venustransits am 6. Juni die erste außerirdische Atmosphäre erkannt.
1769 beteiligte sich James Cook auf Tahiti als einer von mehreren auf der Erde verteilten Beobachtern des Venustransits am 3. Juni
an der für weit über ein Jahrhundert genauesten Entfernungsbestimmung Erde-Sonne.
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Die Entdeckung von Uranus und Neptun
Der Planet Uranus war, obwohl er mit freiem Auge unter günstigen Verhältnissen sichtbar ist, von den antiken Astronomen
nicht als Planet erkannt worden. Nach Erfindung des Fernrohres war er erstmals von John Flamsteed am 23. Dezember 1690 gesichtet
und als Fixstern „34 Tauri” katalogisiert worden.[21] Am 13. März 1781 hielt Wilhelm Herschel „34 Tauri” zunächst für
einen Kometen. Die Idee, dass es ein weiterer Planet sein könnte, stammt von Nevil Maskelyne. 1787 entdeckte Herschel die
Uranusmonde Titania und Oberon und 1783 auch die Eigenbewegung der Sonne in Richtung auf die Sternbilder Hercules und Leier.
Damit war unsere Sonne endgültig einer von vielen Sternen, die sich in unserer Milchstraße bewegen und der Wissensstand
bezüglich der Objekte des Himmels war erweitert worden. Für die Astronomen jener Zeit war die Entdeckung so bedeutend,
dass die Position, an der Uranus entdeckt wurde, noch Jahrzehnte darauf mit in die Sternkarten aufgenommen wurde. Angeregt durch
den Erfolg Herschels fahndeten die Astronomen nach weiteren Planeten und wurden mit den Objekten des Asteroidengürtels fündig.
Da Uranus bereits ein Jahrhundert zuvor als Stern katalogisiert worden war, ohne ihn als Planeten zu erkennen, standen bald ausreichend
Daten zur Verfügung, um Störungen in der Uranusbahn zu erkennen. Aufgrund dieser Störungen wurde ein weiterer Planet
mathematisch vorausgesagt, der in Neptun 1846 schließlich von Johann Gottfried Galle [22] gefunden werden sollte. Schon Galilei
hatte Neptun am 27. Dezember 1612 gesehen, ihn aber nicht als Planeten erkannt.[20]
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Das 19. Jahrhundert
In dieser Epoche entwickelte sich das Wissen um die physikalischen Grundlage der astronomisch beobachteten Himmelserscheinungen, das
Licht. 1800 entdeckte Wilhelm Herschel die Infrarotstrahlung, 1802 William Hyde Wollaston die Absorptionslinien im Spektrum des
Sonnenlichtes. Unabhängig von William Hyde Wollaston beschrieb Joseph von Fraunhofer 1813 die nach ihm benannten fraunhoferschen
Linien im Sonnenspektrum und erfand ein Jahr später das Spektroskop. Durch die Forschungen von Gustav Robert Kirchhoff und Robert
Wilhelm Bunsen wurde es im Jahre 1859 möglich, die Absorptionslinien im Sonnenspektrum zu erklären und somit eine der
wesentlichsten Grundlagen für die moderne Astronomie zu legen; die Astrophysik entstand. Die Himmelsobjekte wurden mit Hilfe der
Spektralanalyse in Klassen eingeteilt, die später auf physikalische Gemeinsamkeiten zurückgeführt werden konnten. 1890
begann eine Gruppe Astronomen, unter ihnen Williamina Fleming, Antonia Maury und Annie Jump Cannon die Klassifikation der Sterne nach
deren Spektrum (Spektralklasse) zur erarbeiten.
Ein weiterer großer Schritt war die Ablösung des Auges als Beobachtungsinstrument durch die Fotografie. Die erste
lichtbeständige Fotografie wurde 1826 von Joseph Nicéphore Nièpce angefertigt. 1840 nahm John William Draper das erste Foto des
Mondes[23] mittels Daguerreotypie auf. Dadurch wurden die Beobachtungen in den Folgejahren nicht nur objektiver, sondern stundenlange
Belichtungen eröffneten die Möglichkeit, lichtschwächere Objekte wesentlich detailreicher zu erforschen. Einer der
ersten Astronomen, der sie einsetzte, war auch der Jesuit Angelo Secchi, Direktor des Vatikanischen Observatoriums; er gilt auch als
der Wegbereiter der Spektralanalyse.
Friedrich Wilhelm Bessel fand 1862 mit Hilfe alter Berechnungen von 1844 einen Begleitstern des Hundssternes auf (Sirius B), der sich
später als ein Zwergstern von besonders hoher Dichte herausstellte. 1877 fanden Asaph Hall die zwei Monde des Mars und Schiaparelli
die scheinbaren „Marskanäle” – in der Folge erhielten Spekulationen über „Marsmenschen” neuen Auftrieb. 1898 meldete Gustav
Witt die Entdeckung des Asteroiden Eros.
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Das 20. Jahrhundert
1900–1930
1900 veröffentlichte Max Planck das plancksche Strahlungsgesetz; ein Hinweis auf die Entropie des Universums und Wegbereiter der
Quantentheorie. 1901 beobachtete Charles Dillon Perrine zusammen mit George Willis Ritchey Gasnebel um den Stern Nova Persei, die sich
scheinbar mit Überlichtgeschwindigkeit bewegten, wenige Jahre später entdeckte er zwei Jupitermonde. 1906 entdeckte Max Wolf
den ersten Trojaner (Achilles) und etwa im selben Zeitraum Johannes Franz Hartmann erste Hinweise auf die Existenz interstellarer
Materie.
1913 entwickelte Henry Norris Russell aufbauend auf den Arbeiten von Ejnar Hertzsprung das s. g. Hertzsprung-Russell-Diagramm. Dabei
handelt es sich um ein, auf spektralanalytischer Einteilung basierendes Verfahren, aus dem Hinweise auf den Entwicklungszustand von
Sternen abgeleitet werden können.
Am 30. Juni 1908 erfolgte der gigantische Einschlag des Tunguska-Meteoriten (40 km2 verwüstet), und 1920 die Auffindung des
schwersten Eisenmeteoriten aller Zeiten (SW-Afrika, 60 t, 3 m × 2,8 m × 1,2 m). 1923 gelang u. a. Edwin Hubble der Nachweis, dass der
Andromedanebel (M 31) weit außerhalb der Milchstraße liegt, es also auch andere Galaxien gibt. 1927 fand Georges Lemaître
mit Hilfe der, von Milton Lasell Humason nachgewiesenen Rotverschiebung die Expansion des Weltalls. 1929 legte Hubble überzeugend
einen linearen Zusammenhang zwischen Rotverschiebung und Entfernung von Galaxien dar. Trotzdem seine Berechnungen zwischenzeitlich
mehrfach verbessert wurden trägt die so errechnete fundamentale Größe der Kosmologie (Hubble-Konstante) seinen Namen.
Die sich aus dieser Größe ergebende Hubblezeit bezeichnet den Zeitpunkt, zudem rechnerisch die Expansion des Weltalls
begonnen hat (Urknall). Hubble selbst berechnete etwa 2 Milliarden Jahre; heutzutage wird ein Wert von knapp 14 Milliarden Jahren
postuliert.
Neptun, der für Bahnabweichungen des Uranus verantwortlich gemacht worden war, war zwar 1846 gefunden worden, doch in den Bahnen
der beiden Planeten gab es immer noch unerklärliche Abweichungen. Also suchte man weiter nach einem hypothetischen neunten
Planeten, „Transneptun”.[24]
Bei dieser Suche hatte Percival Lowell (1855–1916) 1915 Pluto fotografiert, ihn aber zu diesem Zeitpunkt nicht als Planet erkannt.
Erst am 18. Februar 1930 entdeckte ihn Clyde Tombaugh [25] im von P. Lowell gegründeten Lowell-Observatorium durch Vergleiche
einiger Himmelsaufnahmen am Blinkkomparator auf fotografischen Platten. Pluto wurde bis in die jüngste Vergangenheit als neunter
Planet bezeichnet.
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Mitte des 20. Jahrhunderts
Im Laufe seiner Arbeit am Observatorium auf dem Pic du Midi fand Bernard Lyot, dass die Oberfläche des Mondes Eigenschaften von
vulkanischem Staub aufweist und auf dem Mars Sandstürme auftreten. 1931 fand Karl Guthe Jansky die Radioquelle „Sagittarius A”.
In den Folgejahren entwickelten dann 1933 auch Walter Baade und Fritz Zwicky ihre Theorien über den Übergang von Supernovae
in Neutronensterne: die Materiedichte dort musste hierin der der Atomkerne entsprechen. Die Antwort auf die Frage, was in Sternen
vorging, bevor diese zu solchen Neutronensternen kollabierten, gelang 1938 Hans Bethe und Carl Friedrich von Weizsäcker, die die
Wasserstoff-Fusion zu Helium im C-N-Cyclus entdeckten (stellarer Fusionsprozess, Bethe-Weizsäcker-Zyklus; im gleichen Jahr, in
dem Nicholson den 10. und 11. Jupitermond, Lysithea und Carme, fand). Somit konnte man davon ausgehen, dass Sterne durch Wasserstoff
Fusion aufleuchten und brennen, bis ihr Wasserstoffvorrat thermonuklear ausgebrannt ist. Danach kommt es zum „Helium-Flash”, in dessen
Folge Helium zu schwereren Elementen fusioniert wird. 1965 fanden Kippenhahn, Thomas, Weigert u. a. Astronomen und Kernphysiker heraus,
dass die Fusion von Wasserstoff und Helium im Riesenstern auch nebeneinander ablaufen kann (ab ca. drei Sonnenmassen). Das Endstadium
dieser Prozesse ist dann ein Schwarzes Loch.
Ein erster Radarkontakt zu einem Himmelskörper gelang schon 1946, am 10. Januar (1. Radarecho vom Mond, Weglänge 2,4
Sekunden), und 1951 folgte die Entdeckung der kosmischen 21-cm-Radiostrahlung (vom interstellaren Wasserstoff) und später der
2,6-mm-Strahlung (vom Kohlenmonoxid) und 1965 die Entdeckung der 3K-Hintergrundstrahlung („Echo des Urknalls”, ebenfalls 1956
Erstempfang von Radiostrahlung elektrischer Entladungen aus der Venusatmosphäre) – die Radioastronomie war erfunden.
Die 1970er Jahre
Am 12. Mai 1971 ging in Effelsberg, Eifel, das erste deutsche Radioteleskop in Betrieb. Doch auch in der optischen Astronomie wurde
weitergeforscht: 1973 nahm James van Allen eine systematische Himmelsdurchmusterung vor, pro Quadratgrad wurden bis hinab zur Helligkeit
von nur +20m) 31600 Sterne und 500 Galaxien registriert, also 1,3 Milliarden Sterne und 20 Millionen Galaxien (mit je ca. 200 Milliarden
Sternen). Derweil entwarf 1974 Stephen Hawking seine Theorie der Emission virtueller Teilchen aus Schwarzen Löchern. Im gleichen
Jahr, am 29. März, erreichte mit Mariner 10 mit Hilfe der Swing-by-Technik (Venuspassage 5. Februar 1974) erstmals eine Sonde den
innersten Planeten Merkur (weitere Merkurpassagen 21. September 1974, 16. März 1975 usw. – alle 176 Tage). Am 10. März 1977
wurden die Ringe des Uranus erstmals beschrieben.[26]
Viele weitere Aktivitäten in Astronomie und Raumfahrt verfolgten ab Mitte der 70er Jahre auch die Frage ob es weitere bewohnbare
oder gar bewohnte Welten gebe. Ein erster aktiver Versuch zur Kontaktaufnahme mit außerirdischen Zivilisationen wurde am 16.
November 1974 unternommen (Aussendung eines 1,679 kB-Radiosignals zum Kugelsternhaufen M13; Signalankunft dort: Etwa im Jahre 27.000
n. Chr.). Zwei Jahre später (1976) gelang Joachim Trümper die Entdeckung eines stellaren Supermagnetfeldes (über
58-keV-Strahlung der gyrierenden Elektronen bei HZ Herculis: 5 • 1012 Gauß – Erdmagnetfeld an der Oberfläche: ca. 0,5
Gauß!) und Charles Kowal fand 1977 den ersten Kentauren Chiron (ferner Planetoid, Durchmesser 200–600 km, Bahnradius 8,5–18,9 AE)
– in dem Jahr, in dem auch das äußere Sonnensystem in das Interesse der Raumfahrt rückte:
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Raumfahrt - Sonden
Am 3. März 1972 startete die NASA die Sonde Pioneer 10. Sie war zum 3. Dezember 1973 die erste Raumsonde, die am Planeten Jupiter
vorbei flog. Die Schwestersonde Pioneer 11 hob am 6. April 1973 ab, passierte am 3. Dezember 1974 den Jupiter und flog am 1. September
1979 als erste Sonde am Saturn vorbei.
Am 5. September 1977 startete die NASA Voyager 1, der eine Jupiterpassage nach 675 Mio. km Reise am 5. März 1979 gelang, ihre
Saturnpassage folgte im November 1980. Am 20. August 1978 startete mit Voyager 2 die erfolgreichste Swing-by-Raumsonde aller Zeiten
in das äußere Sonnensystem (Missionsdaten: Jupiterpassage 9. Juli 1979, Saturnpassage, Uranusvorbeiflug Januar 1986,
Neptunpassage 1989), und noch als sie auf die Reise ging, meldete James W. Christy die Entdeckung des Plutomondes Charon. 1977/78
entdeckte man auch erstmals organische Moleküle in den Fernen des Weltalls in der interstellaren Materie: z. B. Essigsäure,
Methylcyan, Aminomethan, Ethanol usw., ein radioastronomischer Hinweis auf eine mögliche chemische Evolution, und die unbemannte
Raumfahrt stieß an die Grenzen unseres Sonnensystems (1979/1980 mit Pioneer 11, Voyager 2: Entdeckung zahlreicher Jupiter- und
Saturnmonde, Erstfotografie und -durchflug des Saturnringes, 1984, Pioneer 10: Erste Plutobahn-Passage einer Raumsonde 1983[27] – elf
Jahre nach ihrem Start.
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Die 1980er und 1990er Jahre
Die Sonde ISEE-3 flog (1985, 11. September) erstmals durch einen Kometenschweif (mit Gasanalyse: Sonde ISEE-3 bei Giacobini-Zinner).
In der Stellar-Astronomie galt die Supernova von 1987 als die Sensation der 80er Jahre (24. Februar: Erstregistrierung und -fotografie
eines Supernova-Ausbruchs in der Großen Magellanschen Wolke (LMC), deren Neutrinos die Erde noch vor den ersten optisch
wahrnehmbaren Signalen erreichten.[28] Die Instrumente, die den Astronomen zur Verfügung standen, wurden immer besser, genauer,
auch komplizierter - aber mit Beginn der 90er Jahre war es erstmals möglich, optische Beobachtungen von außerhalb der
störenden Atmosphäre vorzunehmen: Am 24. April 1990, meldete die NASA den Start des Weltraumteleskops Hubble mit dem
Space-Shuttle Discovery. Das neue Beobachtungsgerät ermöglichte – frei von Störungen durch die Erdatmosphäre -
in den Folgejahren Himmelsaufnahmen von neuer, großartiger Auflösung. Am 6. August 1993 kam es so zur Entdeckung von
Stickstoffeis auf Pluto (statt des zuvor vermuteten Methaneises). Am 27. Dezember 1999 wurde eine Reparatur des Weltraumteleskopes
Hubble erforderlich – es half so u. a. weiterhin bei der Entdeckung und Erstfotografie von Braunen Zwergen und gigantischen
„Superplaneten” außerhalb unseres Sonnensystems.
Auch Sonden erforschten das Sonnensystem weiter: Galileo erreichte am 28. August den Planetoiden Ida und war am 29. Oktober 1991 bei
Gaspra, Ulysses flog am 13. September 1994 über den Sonnensüdpol und die Galileo-Landekapsel am 7. Dezember 1995 sogar in
die Jupiteratmosphäre: Erstmals konnte die Gashülle eines Gasplaneten spektroskopisch untersucht werden. Alan Hale und Thomas
Bopp veröffentlichten die Entdeckung des Kometen am 22. Juli 1995 Hale-Bopp nahe der Jupiterbahn. Der Komet erreichte im März
1997 eine scheinbare Helligkeit von −1m (Er wurde 130 mal heller als der Halleysche Komet).
Hinweise auf außerirdisches Leben sollen 1996 in dem vom Mars stammenden Antarktis-Meteoriten ALH 84001 (Alter 3,6 Mrd. Jahre)
entdeckt worden sein (umstritten).
Planeten in anderen Sonnensystemen
Mit der Entdeckung eines ersten nichtstellaren Himmelskörpers außerhalb unseres Planetensystems machte die Astronomie eine sprunghafte Entwicklung in Sachen Exoplaneten-Suche durch: Am 12. Dezember 1984 meldeten Mc Carthy u. a. die Erstentdeckung eines nichtstellaren Himmelskörpers außerhalb des Sonnensystems, IR-astronomisch: Er entpuppte sich als ein „Brauner Zwerg” bei Stern Van Briesbroeck 8 (Entfernung 21 Lichtjahre, ca. 30–80 Jupitermassen). Mitte der 1990er wurden erstmals Exoplaneten, d.h. Planeten außerhalb des Sonnensystems gefunden, zuerst um einen Pulsar, 1995 dann um einen Hauptreihenstern. Seither nahm die Zahl der bekannten Exoplaneten ständig zu.
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Das 21. Jahrhundert
Im 21. Jahrhundert wurde an den Bausteinen der Materie des Kosmos ebenso wie an seinen Objekten in den Fernen des Weltraums weiter
geforscht. So wurden z. B. viele weitere extrasolare Planeten (Exoplaneten, Planemos) entdeckt.[29] Im Mai 2006 waren schon über
130 Planetensysteme bekannt. Auf den bis dahin entdeckten Planeten ist ein Leben ähnlich dem auf der Erde, also mit wässriger
Biochemie, ausgeschlossen, allerdings liegt die Entdeckung erdähnlicher Planeten noch außerhalb der technischen
Möglichkeiten. Mit Methoden wie der Interferometrie hoffen Astronomen jedoch, schon bald nach erdgroßen Planeten um
benachbarte Sterne suchen und spätestens in der nächsten Generation deren Atmosphären spektroskopieren zu können.
Am 11. Juni 2007 meldete die NASA einen neuen „Rekord”. Sie konnte nachweisen, dass 55 Cancri (Fixstern im Sternbild Krebs, etwa
41 Lichtjahre entfernt) von fünf Planeten umkreist wird. Einer der neu gefundenen Planeten hat 45 Erdmassen und umkreist 55
Cancri in der bewohnbaren Zone, also in der Zone in der Wasser flüssig sein kann.[30]
Voyager 1, die Raumsonde, die 1977 gestartet worden war, ist das am weitesten von der Erde entfernte, von Menschen gemachte Objekt.
Die Entfernung wird auf etwa 16 Lichtstunden geschätzt, an der mutmaßlichen Grenze der Heliosphäre. Die Sonde sendet
noch immer Signale und wird dies voraussichtlich bis 2020 tun.
Die Liste der vor über hundert Jahren begonnenen Suche nach transneptunischen Objekten in dieser äußeren Region
(Kuipergürtel) unseres Sonnensystems ist mittlerweile lang geworden.
Dem Verstehen der physikalischen Welt durch die Astronomie gelten der Vorschlag Arthur Eddingtons von 1920, die Kernfusion als
Energiequelle der Sterne in Betracht zu ziehen, und das Erkennen der Spiralnebel als extragalaktische Objekte durch Edwin Hubble
1923 sowie dessen Idee eines sich ausdehnenden Universums von 1929, die er nach einem Vergleich zwischen Entfernung und
Fluchtgeschwindigkeit der Galaxien entwickelte, als Meilensteine. Das Modell des aus einem Urknall heraus expandierenden Universums
ist heute allgemein anerkannt.
Albert Einstein lieferte mit seiner speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie die Grundlage für viele Theorien der
modernen Astrophysik. So basiert beispielsweise die oben genannte Kernfusion auf der Äquivalenz von Masse und Energie, bestimmte
extreme Objekte wie Neutronensterne und Schwarze Löcher bedürfen der allgemeinen Relativitätstheorie zur Beschreibung
und auch die Kosmologie basiert in weiten Teilen auf dieser Theorie.
Mit dem Beginn der Raumfahrt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekam die Astronomie Gelegenheit, einige ihrer im
Sonnensystem gelegenen Forschungsgegenstände direkt aufzusuchen und wissenschaftliche Analysen vor Ort vorzunehmen. Doch
mindestens ebenso wichtig war auch der Wegfall der Beschränkungen der Erdatmosphäre, mit dem sich durch
satellitengestützten Observatorien der Ultraviolettastronomie, der Röntgenastronomie und der Infrarotastronomie neue
Wellenlängenbereiche und damit neue Fenster ins Universum öffneten, von denen jedes zuvor ungeahnte Erkenntnisse erbrachte.
Mit der Erforschung von Neutrinos der Sonne und der Supernova 1987A, der Beobachtung von Teilchenschauern der kosmischen Strahlung
und dem Bau von Gravitationswellendetektoren begann die moderne Astronomie außerdem erstmals andere Strahlungsarten als die
elektromagnetische Strahlung zu untersuchen. Gleichzeitig boten sich der visuellen Astronomie mit Teleskopen wie dem
Hubble-Weltraumteleskop oder dem Very Large Telescope neue Beobachtungsmöglichkeiten.
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